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Themen zur Tierernährung Fachtagung 2017/2018 Politik verankert. So wurde in der G-7-Erklärung im Jahr 2015 festgelegt, dass nur ein umfassender „One-health“-Ansatz möglich ist, um die Resistenzproblematik zu reduzieren. Human- und Veterinärmedizin sowie Landwirtschaft sitzen in diesem Zusammenhang im selben Boot. Die intestinale Mikrobiota Die intestinale Mikrobiota ist die komplexe mikrobielle Gemeinschaft im Gastrointestinaltrakt (Magen-Darm-Trakt) von Menschen und von Tieren (Jandhyala et al., 2015). Die Komplexität der Mikrobiota ist extrem hoch. Es handelt sich hier einerseits um kommensale Mikroorganismen, die symbiotisch mit dem Wirtsorganismus zusammenleben, weiterhin auch um fakultativ oder obligat pathogene Keime, die Erkrankungen auslösen. Viele Bakterien haben eine entsprechende genetische Potenz, welche zu einer Ausbildung von Resistenzen gegen Antibiotika führen kann. Nach heutigem Wissensstand, der sich quasi monatlich erweitert, ist die Diversität der intestinalen Mikrobiota extrem hoch. Neben den Bakterien, einschließlich der methanogenen Archaebakterien, zählen auch Schimmelpilze, Hefen, Protozoen und Viren zur intestinalen Mikrobiota. Forschungen beim Schwein und beim Geflügel haben in den letzten Jahren interessante Erkenntnisse erbracht. So konnte gezeigt werden, dass die Zusammensetzung der Mikrobiota mit der Leistung der Tiere korreliert. Für die praktische Einschätzung der Situation kann vereinfachend gesagt werden, dass im vorderen Gastrointestinaltrakt (Kropf, Magen) überwiegend Gram-positive Bakterien beheimatet sind, hier dominieren die Laktobazillen. Auch das mikrobielle Stoffwechselprofil unterstreicht diese Situation, da Milchsäure dominierend auftritt. Im Dünndarm steigen die Keimzahlen an und es kommt zu einer zunehmenden Dichte von anaeroben (ohne Sauerstoff lebende) Bakterien. Bei Betrachtung der Keimrelationen zeigte sich, dass Laktobazillen, Escherichia coli, coliforme Keime und Enterokokken stark vertreten sind. Auch im Dünndarm wird noch sehr viel Milchsäure als mikrobielles Stoffwechselprodukt freigesetzt, allerdings wird im Verlaufe des Dünndarms auch zunehmend Essig- und Propionsäure gebildet. Im Dickdarm liegt die höchste Keimdichte vor, hier dominieren Bakterien, welche ohne Sauerstoff leben können (Anaerobier). Das mikrobielle Stoffwechselprofil ändert sich, die Milchsäure geht zurück und es werden vermehrt andere kurzkettige Fettsäuren gebildet. © COPYRIGHT DEUTSCHE VILOMIX TIERERNÄHRUNG GMBH www.vilomix.de Telefon: 0 54 93 / 98 7 00 Telefax: 0 54 93 / 98 7 90 SEITE 2 VON 10 E-Mail: info@vilomix.de

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Themen zur Tierernährung Fachtagung 2017/2018 Die Mikrobiota wird einerseits durch die Fütterung, die Tierart und das Alter der Tiere beeinflusst. Aber auch Futterzusatzstoffe, zum Beispiel Probiotika, organische Säuren und andere, können die Zusammensetzung der Mikrobiota sehr stark beeinflussen. In eigenen Untersuchungen konnten wir zeigen, dass beispielsweise die Zusammensetzung der Mikrobiota beim Ferkel im frühen Lebensalter durch die Fütterung der Sau beeinflusst wird. Sämtliche Fütterungsmaßnahmen, die zum Einsatz kommen, sollten das Ziel haben, eine gesunde mikrobiologische Gemeinschaft im Darm zu stabilisieren, ihre metabolische Aktivität zu optimieren und dadurch die Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Tiere zu fördern (Abbildung 1). Stabile mikroökologische Gemeinschaft • Speziesspezifisch • Altersentsprechend Optimale metabolische Aktivität • Freisetzung nützlicher Produkte • Minimierung schädlicher Metaboliten Gesundheit und Leistungsfähigkeit • Immunsystem • Abwehrsystem Abbildung 1: Ziele einer gesundheitsunterstützenden Fütterung landwirtschaftlicher Nutztiere mit dem Schwerpunkt der Effekte auf die intestinale Mikrobiota In diesem Zusammenhang ist darauf hinzuweisen, dass sich die Mikrobiota in enger Kooperation mit dem darmassoziierten Immunsystem entwickelt. Das Ansiedeln von pathogenen Keimen muss nicht zwangsläufig bedeuten, dass es zu Erkrankungen kommt. Dieses ist interessant, da zunehmend Erkenntnisse vorliegen, dass pathogene Keime im Darm nur dann im Sinne einer Krankheitsauslösung wirksam werden, wenn es sich aus einem entsprechenden Umfeld so ergibt. Diese Theorie, wonach es ein © COPYRIGHT DEUTSCHE VILOMIX TIERERNÄHRUNG GMBH www.vilomix.de Telefon: 0 54 93 / 98 7 00 Telefax: 0 54 93 / 98 7 90 SEITE 3 VON 10 E-Mail: info@vilomix.de

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