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Themen zur Tierernährung Fachtagung 2016/2017 bei Vorhandensein einer entsprechenden Datenbasis auch in der Milchviehfütterung Einzug halten. In diesem Zusammenhang wird dann auch der Einsatz von synthetischen Aminosäuren weiter voranschreiten, derzeit besteht in dieser Hinsicht allerdings noch erheblicher Forschungsbedarf. Raps ersetzt Soja fast ohne Einschränkungen Dass ein kompletter Verzicht auf den Einsatz von Soja möglich ist, wurde bereits in zahlreichen Versuchen bestätigt (z.B. Mahlkow et al. 2011). Unbeantwortet blieb dabei lediglich, ob sich diese Ergebnisse der alleinigen Verabreichung von Rapsextraktionsschrot (RES) in Fütterungsversuchen im langfristigen Einsatz auf die „normalen“ landwirtschaftlichen Betriebe einfach so übertragen lassen. Inzwischen existieren aber verlässliche Informationen und Erfahrungen sowohl aus Forschungseinrichtungen (z.B. Engelhardt 2016; Ettle et al. 2013) als auch aus der landwirtschaftlichen Praxis, die den Einsatz von ausschließlich RES auch in der alltäglichen Fütterung als problemlos beschreiben. In Versuchen wurde nachgewiesen, dass Mengen von bis zu 6 kg Rapsprodukten keinerlei nachteilige Effekte auf die Gesundheit und die Leistung der Milchkühe haben. Andererseits ist aber auch bekannt, dass Rapsprodukte beträchtlichen Schwankungen an Glukosinolaten unterliegen können (<1 - 21 mmol/kg Frischmasse (FM); UFOP-Monitoring 2005-2014). Im Durchschnitt dieser Untersuchungen lagen die ca. 7 mmol/kg FM zwar im akzeptablen, unproblematischen Bereich, allerdings ist bei Verfütterung sehr hoher Rapsmengen auf diese Kennziffer unbedingt zu achten, um ggf. die Mengen doch noch begrenzen zu können (Beachte: Rapskuchen enthält gegenüber Extraktionsschrot aufgrund einer geringeren thermischen Behandlung höhere Glukosinolatkonzentrationen!). In der älteren Literatur ist nachzulesen, mit welchen Risiken bei einer zu hohen Aufnahme an Glukosinolaten zu rechnen ist. Am bekanntesten sind die Wirkungen auf den Schilddrüsenbzw. Jodstoffwechsel, hier muss auf jeden Fall die Jodversorgung angepasst werden. Die Gesellschaft für Ernährungsphysiologie empfiehlt daher bei hohen Rapsmengen eine Verdopplung der Jodversorgung von 0,5 mg/kg Trockenmasse (TM) auf 1 mg/kg TM (GfE, 2001). Abbildung 1: Grundlegende Möglichkeiten zur Verbesserung der Stickstoffeffizienz © COPYRIGHT DEUTSCHE VILOMIX TIERERNÄHRUNG GMBH www.vilomix.de Telefon: 0 54 93 / 98 7 00 Telefax: 0 54 93 / 98 7 90 SEITE 2 VON 11 E-Mail: info@vilomix.de

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Themen zur Tierernährung Fachtagung 2016/2017 Weitere Alternativen existieren reichlich Über den Einsatz von Rapsprodukten (Extraktionsschrot, Kuchen oder Expeller) hinaus stellt sich die Frage, ob es nicht Sinn macht, beim Verzicht auf Soja über weitere alternative einheimische Proteinquellen nachzudenken. Hintergrund dieser Überlegung ist die Kombination mehrerer Proteinquellen, um somit mit einem zusätzlichen Futtermittel einen gleichmäßigeren Proteinabbau im Pansen zu erreichen bzw. eine gleichmäßigere Menge an unabbaubarem Protein am Dünndarm zur Verfügung zu stellen. Die Liste möglicher Alternativen scheint auf dem ersten Blick nahezu unbegrenzt (Ackerbohne, Bierhefe, Biertreber, Futtererbsen, Leinprodukte, Lupinen, Maiskleber, Malzkeime, Schlempen, Sonnenblumenprodukte), auf den zweiten Blick ist aber schon zu erahnen, dass vor allem die Verfügbarkeit der Rohstoffe bei höherer Nachfrage deren Einsatz wieder in Frage stellen könnte. Nicht zu vergessen ist auch, dass im südlichen Deutschland und in weiteren Europäischen Ländern seit einigen Jahren vermehrt Soja – und hier verstärkt GVO-freies Soja – angebaut wird, welches dem Grundsatz einer nachhaltigen Landwirtschaft entspricht und somit auch zukünftig als Futtermittel für Milchkühe zur Verfügung steht. Allerdings soll nicht unerwähnt bleiben, dass der Einsatz einheimischer Sojaprodukte beim monogastrischen Tier eine höhere Priorität besitzen sollte. Spezialfuttermittel und Zusatzstoffe Als drittes lohnt es sich auch, über den Einsatz von Zusatzstoffen nachzudenken, die mit einer Optimierung der ruminalen Stickstoffumsetzungen in Verbindung gebracht werden. Vordergründig stehen hier Produkte auf Basis von ätherischen Ölen in der Diskussion, die durch die Beeinflussung bestimmter Mikroben im Pansen dazu führen sollen, einen höheren Anteil des Futterproteins direkt im Dünndarm zur Verfügung zu stellen. Dies muss somit nicht erst über die mikrobielle Fermentation ab- und anschließend wieder aufgebaut werden. In diesem Kontext werden aber auch andere Produkte wie beispielsweise Lebendhefen genannt, die ebenfalls die Mikroflora im Pansen und die dortigen Umsetzungen positiv beeinflussen sollen. Letztendlich sollen an dieser Stelle ebenfalls die sogenannten ammoniumbindenden Substanzen genannt werden, die (meist als mineralische Gesteinsmehle) vornehmlich über spezifische Bindungsaffinitäten überschüssiges Ammonium im Verdauungstrakt binden und somit der Entgiftung über die Leber entziehen sollen. Der Vorteil einer solchen Fütterungsmaßnahme ist die Fixierung des Ammoniums auch über den Verdauungstrakt hinaus, was eine effektivere Nutzung des Stickstoffs aus den wirtschaftseigenen Düngemitteln bewirken kann. © COPYRIGHT DEUTSCHE VILOMIX TIERERNÄHRUNG GMBH www.vilomix.de Telefon: 0 54 93 / 98 7 00 Telefax: 0 54 93 / 98 7 90 SEITE 3 VON 11 E-Mail: info@vilomix.de

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