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Themen zur Tierernährung Fachtagung 2015/2016 können. Bereits erfolgte Fortschritte der konventionellen Landwirtschaft beim Umwelt-, Klimaund Tierschutz werden dabei geflissentlich übersehen. Nicht selten werden auch bereits widerlegte Vorwürfe bzw. Aussagen permanent wiederholt, um Öffentlichkeit und Wähler von der eigenen Position zu überzeugen. Die Glyphosat-Diskussion ist ein gutes Beispiel dafür. Obwohl BfR und EFSA den Wirkstoff bei entsprechender Anwendung als ungefährlich eingestuft haben, wird nach wie vor behauptet, der Stoff sei wahrscheinlich krebserregend. Man scheut nicht einmal davor zurück, die Qualifikation und Unabhängigkeit der im BfR und der EFSA tätigen Wissenschaftler anzuzweifeln, obwohl den gleichen Personen zugejubelt wurde, als sie die Neonicotinoiden als Beizmittel für Rapssaatgut verboten haben. Bei alledem spielen Presse, Fernsehen und sogar Schulbücher in Deutschland eine unrühmliche Rolle. Statt unabhängig und neutral zu berichten, wird der Öffentlichkeit ein verzerrtes Bild von der Landwirtschaft vermittelt und die Negativ-Nachrichten werden in den Vordergrund gerückt. Das ist umso bedauerlicher, als beispielsweise gerade Fernsehen und Schule die Vorstellungen über die Landwirtschaft maßgeblich prägen (vgl. Schaubild 6). Die Negativ-Berichterstattung über Skandale ist dabei in deutschen Zeitungen deutlich häufiger zu finden, als in der ausländischen Presse (vgl. Tabelle 1) und schürt damit die speziell in Deutschland verbreiteten Ängste noch weiter. 2 Grüne und linke Wendemanöver Die Forderungen nach einer totalen Agrarwende fallen damit auf fruchtbaren Boden in Deutschland. Gründe Ideologie und Kapitalismuskritik gehen Hand in Hand und stellen so ziemlich alles in Frage, was unseren wirtschaftlichen und sozialen Wohlstand in der Volks- und Landwirtschaft ausmacht. Zur geforderten totalen Agrarwende gehören u.a. der kürzlich auch vom wissenschaftlichen Beirat des BMEL angemahnte Umbau der Tierhaltung in Deutschland, die Reduzierung und Besteuerung chemischer Pflanzenschutzmittel, ein Verbot importierter Eiweißfuttermittel und nicht zuletzt die Infragestellung unserer an internationalen Märkten sehr erfolgreichen Milch- und Fleischwirtschaft. Auszugsweise sollen im Folgenden die Hauptfehler einer solch „rot-grünen Agrarpolitik“ skizziert werden. Politikversagen liegt vor, weil • die volkswirtschaftlichen Kosten von Maßnahmen oft nicht voll erfasst und keine Alternativen geprüft werden, wie z.B. bei der Energiewende, wo durch überhöhte Einspeisetarife für Ökostrom Stromüberschüsse produziert werden, die gegen Entgelt an andere Länder abgegeben werden müssen und die die Stromverbraucher mit jährlich über 20 Milliarden Euro zusätzlich belasten. Außerdem sind die Speichertechnologien noch nicht so weit, um den Strom von Nord nach Süd zu leiten, oder werden von Bürgerinitiativen gestoppt. © COPYRIGHT DEUTSCHE VILOMIX TIERERNÄHRUNG GMBH www.vilomix.de Telefon: 0 54 93 / 98 7 00 Telefax: 0 54 93 / 98 7 90 SEITE 2 VON 14 E-Mail: info@vilomix.de

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Themen zur Tierernährung Fachtagung 2015/2016 • die kumulative Wirkung zahlreicher Einzelmaßnahmen für die landwirtschaftlichen Betriebe unterschätzt und damit deren Wettbewerbsfähigkeit geschwächt wird, wie z.B. die Einhaltung des Fachrechts und zusätzlich die vorgeschlagene Pflanzen- schutzmittelbesteuerung. Die Frage ist dabei, wozu bedarf es noch einer PSM-Steuer, wenn doch in der EU die weltweit strengsten Prüfungs- und Zulassungsverfahren gelten, die Pflicht zum Sachkundenachweis sowie die Einhaltung des Fachrechts mit guter fach- licher Praxis eine Gefährdung für Mensch, Tier und Umwelt ausschließen und diese Stan- dards auch ihre Wirkung zeigen? Muss nicht bei diesen Standards angesetzt werden, um Fehlverhalten zu vermeiden, bevor eine Steuer auch jene bestraft, die sich an die Regeln halten? Im Übrigen geht es um eine Risikoreduzierung und nicht um eine reine Mengen- reduzierung, die aus folgenden Gründen kritisch zu sehen wäre: •• Größere Ertragsschwankungen • Abwanderung der Produktion ins • Zunahme der N-Überschüsse Ausland (vgl. Tabelle 2) • Mehr illegale PSM-Importe • Mehr Importe, weniger Exporte • Qualitätsminderung pflanzlicher (ebenda) Produkte • Diskriminierung konventioneller • Gesundheitsgefahren durch Betriebe hochtoxische Mykotoxine • Mehreinsatz steuerlich gering belasteter PSM • Resistenzbildung bei weniger Wirkstoffen • durch nationale Alleingänge Marktanteile verloren gehen (z.B. frühzeitiges Verbot der Käfighaltung oder auch infolge des vom Wissenschaftlichen Beirat empfohlenen Umbaus der Tierhaltung, wo er selbst mit Zusatzkosten von 3 bis 5 Milliarden Euro pro Jahr für die deutschen Landwirte rechnet und von Produktionsrückgängen für Schweinefleisch von 20% bis 37% und für Rindfleisch, Geflügel und Eier zwischen 8% und 13% bei einem deutschen Alleingang ausgeht. • an falschen Bemessungsgrundlagen angesetzt wird und dadurch marginale Umweltverbesserungen mit hohen volkswirtschaftlichen Kosten erkauft werden (z.B. Schließung der Eiweißlücke in der EU zur Rettung des Regenwaldes). Zu rechnen wäre mit hohen Exporteinbrüchen in Deutschland bei Fleisch-, Milch- und Getreideprodukten (vgl. Tabelle 3) und jährlich etwa 10 Milliarden Euro an Wohlfahrtsverlusten. Dabei könnte man mit Maßnahmen vor Ort (z.B. brasilianisches Schutzprogramm für den Regenwald) sehr viel mehr erreichen, trotz zunehmender Sojaflächen und wachsender Rinderherden, ohne den Futtermittelhandel mit Europa zu beschränken. © COPYRIGHT DEUTSCHE VILOMIX TIERERNÄHRUNG GMBH www.vilomix.de Telefon: 0 54 93 / 98 7 00 Telefax: 0 54 93 / 98 7 90 SEITE 3 VON 14 E-Mail: info@vilomix.de

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