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MILCHFIEBERPROPHYLAXE MITTEL GEGEN MILCHFIEBER Produkte, die Calcium und Phosphor binden, sollen Milchfieber vorbeugen und so den Start in die Laktation erleichtern. Doch wie wirken diese Ergänzungsfutter- mittel und was müssen Landwirte beachten? Das Ergänzungsfuttermittel X-Zelit löst sich beim Mischen der Ration vollständig auf und bleibt an den Futterkomponenten haften. 2 RIND SONDERDRUCK 2024

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MILCHFIEBERPROPHYLAXE C alciuminfusionen und Calciumbolis werden häufig symptomatisch kurz nach der Geburt eingesetzt, um ein rapides Absinken des Calciumblutspiegels zu verhindern. Dagegen sorgen saure Sal- ze und Calcium-Phosphor-Binder schon in der Vorbereitungsfütterung dafür, dass die Kuh lernt, körpereigenes Calcium (Ca) zu mobilisieren. Wir haben uns die Wirkungsweise sowie die Vor- und Nachteile des Calcium- und Phosphorbinders X-Zelit bei einer Fachta- gung angeschaut. Durch den Einsatz des Er- gänzungsfuttermittels in der Trockensteh- ration wird ein Teil des Calciums gebunden. Hierdurch wird der Bedarfswert der tro- ckenstehenden Kuh unterschritten und ihr Hormonhaushalt angeregt, Knochenmate- rial zu mobilisieren. Als Folge ist dieser zur Abkalbung genügend trainiert, um substan- zielle Mengen an Calcium für die einsetzen- de Milchbildung zur Verfügung zu stellen. KRITISCHER CALCIUMSPIEGEL In den Tagen rund um die Abkalbung sorgt ein absinkender Ca-Wert im Blut häufig für eine klinische Hypocalcämie. Das bedeutet, dass der Ca-Wert im Blut auf deutlich unter 1,4 mmol/l sinkt. Bei der subklinischen Form des Milchfiebers liegt der Wert hin- gegen im Bereich von unter 2,15 mmol/l. Auf einer Veranstaltung zum Thema Milchfieberprophylaxe hatten Landwirte die Möglichkeit, mitgebrachte Blutproben auf Calcium und Phosphor (P) untersuchen zu lassen (siehe Kasten „Blutanalyse Milch- fieberkühe“ ). Die Proben wurden in einem Zeitraum von 6 bis 17 Stunden nach der Geburt entnommen. Drei der insgesamt 22 beprobten Kühe wiesen klinisches Milch- fieber auf ( rot markiert ), 13 Tiere tendierten mit Werten zwischen 1,45 und 2,11 mmol/l zur subklinischen Hypocalcämie. Nur sechs Tiere hatten zufriedenstellende Calcium- werte im Blut. Drei der zehn Betriebe setzten das Er- gänzungsfuttermittel X-Zelit in der Ration ein. Ein weiterer Betrieb hatte saure Salze in der Vorbereitungsphase eingesetzt. An den Blutwerten ließ sich erkennen, dass der Phosphorgehalt durch das X-Zelit deutlich herabgesenkt wird. Beim Einsatz von 14 bis 21 Tagen vor der Geburt bindet das Futtermittel nämlich nicht nur Calcium, sondern auch Phosphor. Laut Dr. Katrin Metzger-Petersen, die für die Entwicklung im Bereich des Prophylaxe- AUF DEN PUNKT Der Calciumbinder wird 21 bis 14 Tage vor der Abkalbung in die Ration gemischt. X-Zelit muss spätestens 6 bis 8 Stunden nach dem Kalben abgesetzt sein. Hohe Kaliumwerte in der Ration sind unproblematisch. Magne- sium muss angepasst werden. produkts zuständig ist, zeigen neueste uni- versitäre Ergebnisse, dass eine phosphor- arme Vorbereitungsfütterung die effektivste Milchfieberprophylaxe darstellt. Angestrebt wird beim Einsatz des Fut- termittels ein Blut-Phosphorwert von unter 0,8 mmol/l in der Vorbereitungsphase. In der Ration binden 100 g des Zusatzes rund 10 g Phosphor. Bei einer Tagesmenge von 500 g wären das 50 g gebundener Phosphor. In der Ergebnistabelle lässt sich erkennen, dass nur drei der sechs beprobten Kühe un- terhalb dieses Werts ( grün markiert ) lagen. „Es ist wichtig, dass die Tiere die ge- wünschte Menge X-Zelit aufnehmen und dass das Produkt nicht selektiert werden kann, damit die gewünschte Wirkung ein- tritt. Außerdem sollte die vorgeschriebene Fütterungsdauer nicht unterschritten wer- den, sonst kann der Prophylaxeeffekt nicht eintreten“, erklärt Dr. Metzger-Petersen. Bei Mischrationen sollten Land- wirte zudem darauf achten, dass das Futtermittel nicht auf die Messer des Misch- wagens geworfen wird. Durch die lösliche Substanz könnte der Calciumbinder im Mischwagen anhaften, und nicht in den Futterstrom gelangen. Auch eine exakte Ra- tionsberechnung im Vorfeld ist laut Dr. Metz- ger-Petersen enorm wichtig. „Die Ration soll- te so berechnet werden, dass die gesamte Menge von den Trockenstehern gefressen wird und keine großen Restmengen am Trog übrigbleiben. Sonst kommt es zu Verdün- nungseffekten.“ Der wichtigste Punkt beim Einsatz des Calcium- und Phosphorbinders ist allerdings, dass es nach dem Abkalben auf keinen Fall weitergefüttert wird. VORSICHT NACH DER GEBURT Die Kühe dürfen das Futtermittel 6 bis ma- ximal 8 Stunden nach dem Kalben aufneh- men. Nehmen sie es länger auf, kann dies zu schlimmen Milchfieberfällen führen, die tierärztlich behandelt werden müssen. Anders als bei der Gabe von sauren Salzen ist eine Kontrolle des Blut-pH-Wertes nicht nötig ( siehe Betrieb 1 in der Tabelle ). Auch der Einsatz von kaliumreichem Futter in der Trockensteherration ist laut Dr. Metzger-Petersen kein Problem. Die Fütterung von frischem Weidegras oder spätgeschnittenem Kleegras mit hohem Kaliumgehalt ist daher unproblematisch. Da sich eine hohe Kaliumkonzentration allerdings negativ auf die Magnesiumauf- nahme im Pansen auswirkt, ist es wichtig, dass die Ration bei hohen Kaliumgehalten auch beim Magnesium (Mg) angepasst wird. Ein Mangel des Nährstoffs kann die Parat- hormon-Aktivierung beeinträchtigen und so die Calciummobilisation reduzieren. „Die GfE-Empfehlung für Trockenstehen- de liegt bei 2 g Mg/kg Trockenmasse (TM). Wir brauchen allerdings mindestens 4 g, da- mit die Fütterung vernünftig funktioniert. Magnesium ist ein bedeutender Baustein im Ca-Stoffwechsel und somit sehr wichtig in der Transitfütterung“, sagt Dr. Metzger-Pe- tersen. Calcium sollte bei 4 bis 7 g/kg TM, Phosphor bei 2,8 bis 4 g/kg TM liegen. Bei der Fütterung des Prophylaxepro- dukts sind Grassilagen unproblematisch. Rapsmengen sollten aufgrund der hohen P-Gehalte im Auge behalten werden. Eine genaue Kontrolle der Ration ist unerlässlich, um den Prophylaxeerfolg zu sichern. Dies gilt auch für die Energie- und Proteinmen- gen in der Ration. Damit das Ergänzungsfut- termittel gut an der Ration anhaftet, sollte die Ration feucht genug sein. CALCIUM-PHOSPHORBINDER Landwirt und Berater Claus Drøhse setzt seit sechs Jahren auf die Calcium- und Phos- phorbindung in der Ration. Er hatte 2017 vermehrt Probleme mit Milchfieber, Masti- tiden, Todgeburten und Ketosen und eine zu kurze Nutzungsdauer der Kühe. Durch die RIND SONDERDRUCK 2024 3

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