12 Nr. 14–15 | 31. Juli 2020 ©Transport Messwerte: Scania G 450 XT 6x4 FAHRZEUG UND TECHNIK Vergleich: Vergleich: Scania R 500 Scania G 450 XT 8x4 4x2 SAF Trac Links und rechts hat dieser XT kleine Staufächer statt Trittstufe auf der linken Seite. Um in der Tiefe verborgenes Werkzeug zu erreichen, ist auch der Zugang von innen möglich. nächsten Baustelle gehen muss. Für gute Traktion sorgt dabei die doppelt angetriebene Hinterachse. Noch bessere Traktion herrscht, wenn auch noch ein wenig Ballast auf der Brücke den Aufstandsdruck hinten erhöht. Aber auch die Frage der Gesamtübersetzung ist hier entscheidend. Unser G 450 XT zum Beispiel ist ausgesprochen kurz und damit zugfreudig übersetzt: Für eine Rate von 1:4,05 sorgen die Zahnräder im schmal bauenden zentralen Teil („Banjo“) der Achsen plus die PlanetenSätze in den Naben. Diese superkurze Gesamtübersetzung an den Achsen mildert ein wenig das Overdrive-Getriebe, dessen höchster Gang ins Schnelle übersetzt ist (i=0,8). Am Ende ergibt sich eine Gesamtübersetzung (einfach multiplizieren) von 3,24 im Antriebsstrang. Nur mal so zur Verdeutlichung: Heuten haben wir im Fernverkehr Übersetzungen von bis zu 2,3, was ziemlich „lang“ ist. Der Motor grummelt hier bei 85 km/h mit gut 1.000 Umdrehungen gelassen vor sich hin und nimmt auch HochlastMomente bis runter auf 900 Umdrehungen nicht übel. Ganz anders unser G 450 XT: Bei 85 km/h Autobahn-Marschgeschwindigkeit jubelt der 40 Tonnen schwere Schweden-Zug mit fast 1.400 Umdrehungen. Eine normale Autobahn-Steigung entlockt ihm dabei nur ein müdes Lächeln: Mit dem Leistungsangebot bei dieser Drehzahl bügelt er alles glatt und stürmt da hoch, ohne auch nur einmal schalten zu müssen. Gut - am Kindinger Berg bemüht er im oberen Steilstück mal kurz den direkt durchtreibend Elften. Das war’s aber auch schon an Schaltarbeit. Apropos Arbeit: Davon hat der Fahrer wenig mit dem G 450 XT. Und für kitzlige Rangierarbeiten auf unsicherem Terrain hat dieser Scania ein beson- deres Schmankerl verbaut. Es nennt sich „Clutch on demand“ und bezeichnet ein tatsächlich vorhandenes Kupplungspedal. Da kommen alte Erinnerungen auf. Gab es bei Scania nicht zu Beginn der Ära der automatisierten Getriebe ebenfalls ein Kupplungspedal? Genau. Nur dass es damals tatsächlich beim Anhalten und Anfahren gedrückt werden musste. Dieser Zwang fällt bei der neuen Clutch on demand weg. Aber die Fuß-Kupplung kann benutzt werden. Etwa wenn ein Rangiervorgang (zum Beispiel mit dem Tieflader am Haken) besonders feinfühliges Spiel mit der Kupplung benötigt. Eine Kupplung nach dem Motto: Alles kann, nix muss. Denn ansonsten funktioniert das 12-gängige Overdrive Getriebe so automatisiert, wie wir das heute gewohnt sind. Hintergrund, so Scania, sind die Wünsche der Kunden: Die Nordländer sind manchmal ja richtig schwer unterwegs, mit 60 Tonnen und mehr. Da traut man dem sensiblen Kupplungsfuß des Profis bisweilen wohl mehr zu, als den Algorithmen einer ausgeklügelten Schalt- und Kupplungs-Software. Wie auch immer: Wir benötigten die Kupplung zu keinem Zeitpunkt. Für schwerste Einsätze ist man damit aber bestens gerüstet. Schutz vor Feindberührung Ähnliches gilt für das ChassisKonzept: Schwerer Rahmen, Dreiblatt-Parabelfedern an der Vorderachse, hinten ebenfalls Parabelfedern, keine Luftfederung. Lässt man den Blick auf allen Vieren von vorne nach ganz hinten schweifen, sieht man: Nichts. Also jedenfalls nichts, was den freien Durchgang zwischen den Achsen auch im tiefsten Gelände behindern könnte. Ganz vorne schützt eine massive Prallplatte Ölwanne und Kühler-Unterkanten vor Feindberührung. Die Als Joker im Bau-Fuhrpark macht der Scania G 450 XT eine prima Figur: Er ist robust, einfach und trotz straffer Chassis Abstimmung auch komfortabel zu fahren. Allerdings fehlte ihm hier der Eco-Roll-Freilauf. Der im Vergleich relativ hohe Verbrauch ist nicht untypisch für 6x4 plus Tandemachser-Kombinationen. Die geringe EinfahrKilometerleistung spielt hier eine nicht zu vernachlässigende Rolle. Kilometerstand: 1.000 km Testgewicht: 38.800 kg Nutzlast: 22.900 kg Testzeitraum (Monat/Jahr): 5/20 Anhänger: 3-Seiten Zentralachs/ Meiller Wetter: 20° C, trocken Wind: 10 km/h aus NNW Drehzahl 84 km/h: 1.360/min Achsübersetzung: 4,05 Höchster Gang (12): 0,8 GPS-Tempomat: Active Prediction ohne Eco Roll Kilometerstand: 42.000 km Testgewicht: 32.000 kg Nutzlast: 17.890 kg Testzeitraum (Monat/Jahr): 1/18 Aufbau: Meiller-Dreiseiten-Kipper Wetter: 2-3° C, trocken Wind: 8-10 km/h aus NNO Drehzahl 84 km/h: 1.040/min Achsübersetzung: 3,67 Höchster Gang (12): 0,8 GPS-Tempomat: Active Prediction, Eco-Roll m. Pulse & Glide Kilometerstand: 42.000 km Testgewicht: 39.200 kg Nutzlast: 25.780 kg Testzeitraum (Monat/Jahr): 01/2019 Aufbau: Schwarzmüller/SAF Trac Wetter: 0° C, trocken Wind: 4 km/h aus OSO Drehzahl 84 km/h: 1.160/min Achsübersetzung: 2,69 Höchster Gang (12): 1,0 GPS-Tempomat: Active Prediction mit Eco-Roll Strecke (Streckenanteil) Verbrauch Ø-Geschwindig- Verbrauch Ø-Geschwindig- Verbrauch Ø-Geschwindig- [l/100 km] keit [km/h] [l/100 km] keit [km/h] [l/100 km] keit [km/h] AB (52 %) Kipperrunde A9 1) 33,5 82,3 28,6 83,1 28,1 82,1 Ebene Rollautobahn 2) 28,2 82,8 26,2 83,8 22,9 83,6 Flache Landstraße (14 %) 30,7 58,7 27,6 58,5 28,3 59,4 Schwere Landstraße (24 %) 41,6 55,2 35,2 56,4 37,8 55,6 Landstraße gesamt 37,6 56,4 32,4 57,1 34,3 57,0 Gesamtrunde 35,4 67,4 30,4 68,1 31,1 67,7 Verbrauch AdBlue 8,0 % vom Dieselverbrauch 8,0 % vom Dieselverbrauch 8,4 % vom Dieselverbrauch Fahrleistungen Testberg A (Landstraße, bei Pfahldorf, 9 %) Ø-Geschwindigkeit: 38,3 km/h kl. Geschwindigkeit: 27 km/h im Gang 7 von 12 Ø-Geschwindigkeit: 45,8 km/h kl. Geschwindigkeit: 38 km/h im Gang 8 von 12 Ø-Geschwindigkeit: 43,9 km/h kl. Geschwindigkeit: 35 km/h im Gang 7 von 12 Kindinger Berg 3) (4,5 km) Ø-Geschwindigkeit: 68,4 km/h kl. Geschwindigkeit: 62,1 km/h Schaltfolge: 12-11-12 Ø-Geschwindigkeit: 81,4 km/h kl. Geschwindigkeit: 76,0 km/h Schaltfolge: 12-11-12-11 Ø-Geschwindigkeit: 77,9 km/h kl. Geschwindigkeit: 69,2 km/h Schaltfolge: 12-11-12-11 Geräusch Kabine 63 dB(A) bei 85 km/h 12. Gang 60 dB(A) bei 65 km/h 12. Gang 66 dB(A) bei 85 km/h 12. Gang 63 dB(A) bei 65 km/h 11. Gang 62 dB(A) bei 85 km/h 12. Gang 61 dB(A) bei 65 km/h 11. Gang 1) Autobahn A9, AS Eichstätt/Altmühltal bis Langenbruck und zurück, wegen Bauarbeiten (gilt für alle) 2) Teilstück Südrunde, A9, Ingolstadt Süd bis Langenbruck und zurück 3) Teilstück Südrunde, A9 Eichstätt Altmühltal km 430,5 bis 435,0 Stoßstange ist ein massives Stück formgeschmiedetes Eisen, das ganz gewiss Rammbock-Eigenschaften aufweist. In der Mitte verbirgt sich hinter dem klappbaren Nummernschild-Träger ein Abschlepp-Bolzen. Der Prügel ist gut für 40 Tonnen Zuglast – falls es mal ganz Dicke kommt. Das klingt alles nach einer gaaanz harten Nummer, nach Arbeitspferd, nach bockhartem Arbeitsplatz. Die Wahrheit ist: Der XT zeigt sich auch auf Schlechtweg-Passagen als durchaus straff gefedert. Sogar das vierfach luftgefederte Fahrerhaus ist in diese Steifigkeit mit eingebunden. Erstaunlicherweise gleitet der Schwede aber fast unhörbar über Schlechtwegpassagen mit Querfugen, wo andere lautstark drüber poltern. Ein Gutteil dieser akustischen Zurückhaltung geht wohl auch auf die neuen Conti Cross Check Reifen zurück. Selbst als Breitschlappen der Dimension So kennt man denScania D13: Einzel-Zylinderköpfe, aufgeräumte Peripherie. Hier der Wastegate-Lader auf der heißen Seite. Passt wie angegossen: Der Fahrerplatz des G-Scania bietet optimale Arbeitsbedingungen. Die hohe Motorkiste stört nicht, ausreichend Ablagen und Becherhalter. Das Kupplungspedal hilft bei komplizierten Rangiermanövern. Die verlängerte C17-Kabine bietet eine klappbare Ruheliege und guten Verstellraum nach hinten. Praktisch: Die geschwungene Garderobe für die Jacken. Zwischen Liege und Motorkiste findet sogar noch eine flache Kühl-Lade Platz.
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