12 Nr. 23–24 | 20. Dezember 2019 FAHRZEUG UND TECHNIK Messwerte: Scania S 540 R6 Highline ©Transport Vergleich: Scania R 520 V8 Highline Vergleich: Volvo FH 540 R6 Globetrotter XL Untermalung: Der Kabinenboden zeigt sich zwar aufwändig gedämmt, lässt die tiefen Frequenzen aber durch und sorgt für kernigen, durchaus angenehmen Sound in der Kabine. In Kopplung mit der hohen SKabine ist das schon etwas mehr als „gehobene Mittelklasse“. Das ist nach Scania-Lesart maximaler Komfort: Mit 207 Zentimeter Stehhöhe über die ganze Kabinenbreite, einer unteren Liegestatt, die sich auf einen Meter Breite ausziehen lässt, und Klappen-Schränken vorne und hinten, die keine Wünsche hinsichtlich Stauvolumen offenlassen. Die Sache mit der S-Kabine ist ja folgende: Erst mal sollen die Scanias mit S-Kabine nun nicht mehr mit dem „S“ zuerst genannt werden. Unser S 540 schon, der war schon raus, als die „S-Klassen“-Direktive kam. Hinfort soll das S hintanstehen, also wäre nun 540 S die korrekte Bezeichnung. Schuld an dem Nomenklatur-Kuddelmuddel ist wohl eine Absprache mit Daimler, um deren Heiliger Kuh S-Klasse nicht zu nahe zu treten. Wie auch immer: Das ändert nichts an den fabelhaften Eigenschaften dieses Scania S-Modells. Denn wir haben: Eine geräumige Kabine, die auf Feinste abgestimmt über vier Luftbälge mit dem Chassis verbunden ist. Wir haben weiteres einen Antriebsstrang mit einer potenten Maschi- ne, ein blitzschnell schaltendes Getriebe mit VorgelegewellenBremse und eine nicht zu lange Hinterachse, die dem S 540 seine so geschätzte Agilität verleiht. Agilität? Yep! Genau das ist gemeint. Per Definition heißt das (lat.) „beweglich, regsam, wendig, eifrig“. Passt wie die Faust aufs Auge. Wenn bei 85 km/h Marschgeschwindigkeit fast 1.200 Umdrehungen anliegen, ist das alles andere als „totübersetzt“. Gut: Andere (vgl. Tabelle) können das auch mit knapp 1.100 Umdrehungen. Ob das dem Verbrauch zuträglich ist, ist aber eine andere Frage. Was wir übrigens nicht haben, ist genug Platz für den Außenmeniskus im linken Knie. Seit die Scania-Designer beim Entwurf ihrer S-Klasse den Fahrersitz um 20 Millimeter nach links rückten, kollidiert das Knie mit dem konvex in Richtung Innenraum gewölbten Zuzieh-Griff der Türfüllung. Das ist aber auch schon das Einzige, was an diesem Truck das Adjektiv „nervig“ verdient. Der Fahrerplatz präsentiert sich ansonsten tadellos. An das zunächst etwas überfrachtet wirkende Zentraldisplay haben wir uns längst gewöhnt und ordnen die vielen Infos zur Fahrstrate- Scanias neuer und stärkster Sechszylinder stiehlt dem Einstiegs-V8 mit 520 PS die Schau: Der 540er ist nicht sparsamer, sondern auch schneller – jedenfalls eindeutig auf der Autobahn. Bei hoher Last und anspruchsvoller Topografie zeigt sich der V8 allerdings deutlich sparsamer. Die relativ moderate Gesamtübersetzung kommt dem 540er Sechszylinder sehr entgegen – er schaltet selten und nutzt konsequent sein Drehmoment. Der Volvo ist deutlich länger übersetzt, ziemlich schnell, aber nicht ganz so sparsam. Kilometerstand: 48.000 km Testgewicht: 38.800 kg Auflieger: TP-Test-Trailer IV, Krone, Wetter: 6° C, trocken Wind: 4 km/h aus SSW Drehzahl 84 km/h: 1.170/min Gesamtübersetzung: 2,59 Direktgang-Getriebe GPS-Tempomat: Active Prediction, kein Pulse & Glide Normal: -6/+6 km/h, +2km/h Dip Kilometerstand: 79.000 km Testgewicht: 38.800 kg Auflieger: TP-Test-Trailer III, Krone Wetter: 0° C, trocken, heiter Wind: 29 km/h aus NO, böig Drehzahl 84 km/h: 1.185/min Gesamtübersetzung: 2,59 Direktgang-Getriebe GPS-Tempomat: Active Prediction, Pulse & Glide Eco: -10/+5 km/h, +3 km/h Dip Kilometerstand: 54.000 km Testgewicht: 38.800 kg Auflieger: TP-Test-Trailer III, Krone Wetter: 14° C, trocken, heiter Wind: 15 km/h aus ONO Drehzahl 84 km/h: 1.080/min Gesamtübersetzung: 2,40 Overdrive-Getriebe GPS-Tempomat: I-See, I-Roll Eco-Level III: -5/+5 km/h, +3 km/h Dip Strecke (Streckenanteil) Verbrauch Ø-Geschwindig- Verbrauch Ø-Geschwindig- Verbrauch Ø-Geschwindig- [l/100 km] keit [km/h] [l/100 km] keit [km/h] [l/100 km] keit [km/h] AB (52 %) Südrunde A9 1) 26,7 83,1 27,5 82,9 28,7 83,8 AB (52 %) Nordrunde A9 2) 23,2 85,0 25,1 83,4 26,0 84,3 Rollzeit Nordrunde % der Messstrecke 6 min 24 s 15 % 16 min 47 s 38 % 15 min 32 s 36 % Autobahn gesamt 25,2 83,9 26,5 83,1 27,6 84,0 Ebene Rollautobahn 3) 21,1 84,2 22,8 84,4 22,7 84,1 Flache Landstraße (14 %) 26,1 59,6 25,7 58,4 26,8 58,9 Schwere Landstraße (24 %) 39,1 56,3 37,1 56,9 38,3 57,5 Landstraße gesamt 34,3 57,5 32,7 57,7 34,1 58,0 Gesamtrunde neu 28,3 72,4 28,6 72,1 29,8 72,7 Verbrauch AdBlue 7,6 % vom Dieselverbrauch 8,1 % vom Dieselverbrauch 7,4 % vom Dieselverbrauch Fahrleistungen Testberg A (Landstraße, bei Pfahldorf, 9 %) Ø-Geschwindigkeit: 46,2 km/h kl. Geschwindigkeit: 36 km/h im Gang 8 von 12 Ø-Geschwindigkeit: 42,9 km/h kl. Geschwindigkeit: 30 km/h im Gang 8 von 12 Ø-Geschwindigkeit: 43,6 km/h kl. Geschwindigkeit: 35 km/h im Gang 8 von 12 Kindinger Berg 4) (4,5 km) Ø-Geschwindigkeit: 77,1 km/h kl. Geschwindigkeit: 72,0 km/h Schaltfolge: 12 Ø-Geschwindigkeit: 80,2 km/h kl. Geschwindigkeit: 75,0 km/h Schaltfolge: 12-11-12-11-12 Ø-Geschwindigkeit: 82,7 km/h kl. Geschwindigkeit: 78,3 km/h Schaltfolge: 12-11 Geräusch Kabine 60 dB(A) bei 85 km/h 12. Gang 59 dB(A) bei 65 km/h 12. Gang 62 dB(A) bei 85 km/h 12. Gang 59 dB(A) bei 65 km/h 12. Gang 60 dB(A) bei 85 km/h 12. Gang 58 dB(A) bei 65 km/h 11. Gang 1) Autobahn A9, AS Eichstätt/Altmühltal nur bis Langenbruch (wegen Baustelle) und zurück (gilt für alle) 2) Autobahn A9, AS Eichstätt/Altmühltal bis AS Allersberg und zurück 3) Teilstück Südrunde, A9, Ingolstadt Süd bis Langenbruck und zurück 4) Teilstück Südrunde, A9 Eichstätt Altmühltal km 430,5 bis 435,0 gie mühelos ein. Einem Feature, das wir nur selten ausprobieren, konnten wir diesmal leider unsere ganze Aufmerksamkeit widmen. Es geht um den Stau- Tempomaten: Dieses Instrument ist in Stop & Go-Situationen überaus nützlich, hält es doch sicher den Abstand zum Vordermann ein, im Stehen wie im Gehen. Im Stehen greift die automatische Handbremse ein, das Weitergehen initiiert ein sanfter Tipp aufs Gaspedal. Mehr braucht es nicht, um total entspannt in einem nervigen Stau den Abstand zum Vordermann radargesteuert einzuhalten. Die Regelgüte ist faszinierend hoch und subjektiv besser als beim neuen Actros, der bisweilen etwas ungestüm anzieht und abbremst. Aber auch Einstellungssache. Auf der Landstraße ist aber erstmal entspanntes Cruising angesagt. Hier verdient die Chassis- und Kabinenaufhängung ein dickes Lob. Obwohl sich die S-Kabine mit vier Luftfederbälgen am Chassis abstützt, ist von übertriebener Weichheit nichts zu spüren. Im Gegenteil: Die Kabine sitzt straff, gleichwohl aber gut isoliert auf dem Chassis. Das hat zur Folge, dass sie sich in Kurven nicht unangenehm neigt, sondern stoisch aufrecht Stabilität vermittelt. Andersherum überschwebt Allersberg Eichstätt Altmühltal Kindinger Berg Denkendorf Ingolstadt Nord Dreieck Holledau Schweitenkirchen Weiß ist heiß: Ein sehr kleiner Lader versorgt den Sechszylinder auch bei 900 Umdrehungen noch mit reichlich Druck. Der Sechszylinder reicht an die Performance der V8-Aggregate heran. Praktisch und wohnlich: Die hoch bauenden Ablage-Schränke lassen sich mit einem Regal unterteilen. Die Qualitätsanmutung der Klappen und Oberflächen ist tadellos. Höhenprofil der Entfernung: 93,1 km Höhendifferenz: 1.100 m, -972 m Maximale Steigung: 10,6 %, -10,3 % 525 m 500 m N ordrunde Durchschnittliche Steigung: 1,9 %, -1,7 % 475 m 450 m 425 m 400 m 375 m Teststrecke S ü drunde Rollautobahn Start 7,5 km 15 km 22,5 km 30 km 37,5 km 45 km 52,5 km 60 km 67,5 km 75 km 82,5 km 93,1 km
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