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Themen zur Tierernährung Fachtagung 2017/2018 Bezüglich der Genetik wird ein erblicher Hintergrund dieser Problematik vermutet. Da Schwanzbeißen durch jegliche Art von Stress hervorgerufen werden kann, ist die These plausibel, dass die hochgezüchteten, stressanfälligeren Schweinerassen ein erhöhtes Risiko darstellen. Festgestellt wurde, dass Kastraten deutlich häufiger Opfer von Kannibalismus wurden als weibliche Tiere. Alter und Gewicht spielen ebenfalls eine Rolle. Die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten von Schwanzbeißen steigt mit dem Alter. Die Tiere, welche mit dem Bebeißen der Schwänze beginnen, sind oft die leichteren Tiere einer Gruppe. Ein weiterer anatomischer Fakt ist der Durchbruch des Milchgebisses, welcher bei den Mastschweinen bis ins schlachtreife Alter noch nicht ganz abgeschlossen ist. Diese Tatsache könnte auch eine Erklärung sein für einen erhöhten Beißdrang. In diesem Fall wäre gut kaubares Beschäftigungsmaterial unumgänglich. 1. Klimafaktoren: Sowohl Zugluft, schlechte Luftqualität, zu niedrige Temperaturen, Temperaturschwankungen und Schadgase können Kannibalismus auslösen. Vor allem Zugluft und der daraus resultierende Stress fördern die Aggressivität. Zudem können Wettereinflüsse von außen, welche die Anpassungsfähigkeit der Schweine in der Stallhaltung überfordern, zu Stress führen. Ein zu geringer Luftaustausch kommt gerade im Winter in geschlossenen Ställen vor. Um die Wärme im Stall zu halten, werden die Luftraten gering gehalten. Geringe Stalltemperaturen zeigen ebenfalls ein großes Risikopotential auf. Hitzestress kann jedoch auch zu Schwanzbeißen führen. Mangelnder Luftaustausch und der hohe Kohlendioxyd - und Luftfeuchtigkeitsgehalt sind sehr oft als Ursache für den Kannibalismus zu nennen. Die Lüftung muss gemessen und mit Richtwerten verglichen werden. Ein undichter, zentraler Abluftkanal vermindert Unterdruck im Stall, was wiederum zu hoher Luftfeuchtigkeit und zu hohen CO2Mengen in der Luft führt. Folge: Kannibalismus. Zu hohe Luftfeuchtigkeit gepaart mit Wärmestress lässt das Blut-Säure-Basengleichgewicht der Schweine aus den Fugen geraten. Folge: Die Schweine sind unter Stress, wollen suhlen und zeigen fast immer Kannibalismus. 2. Fütterung: Die Fütterung ist ein sehr komplexer Bereich und hat erhebliche Auswirkungen auf das Wohlbefinden der Schweine. Eine optimale Zusammen- © COPYRIGHT DEUTSCHE VILOMIX TIERERNÄHRUNG GMBH www.vilomix.de Telefon: 0 54 93 / 98 7 00 Telefax: 0 54 93 / 98 7 90 SEITE 2 VON 7 E-Mail: info@vilomix.de
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Themen zur Tierernährung Fachtagung 2017/2018 setzung des Futters, inkl. Mineralisierung, ist zu gewährleisten. Eine Belastung mit Mykotoxinen oder anderen Giftstoffen führt zu Unruhe und stellt ebenfalls einen Auslöser für Schwanzbeißen dar. Deshalb ist der Fütterungshygiene und zusammensetzung Beachtung zu schenken. Untersuchungen haben gezeigt, dass zu geringe Aminosäurengehalte im Futter zum Auftreten von Schwanzbeißen führen können. Generell gilt: Ist das Futter in einem Bereich (Aminosäuren, Mengen- und Spurenelementen usw.) zu knapp ausgelegt, stellt dieses einen Risikofaktor dar. Insgesamt wird durch ein Hungergefühl des Schweines dessen Wohlbefinden beeinträchtigt und die Tiere dadurch unruhiger. Eine wichtige Rolle zur Vermeidung von Kannibalismus spielt auch das TierFressplatz-Verhältnis. Ist dieses zu knapp ausgelegt, kommt es zu Rangeleien am Trog. Einzelne Schweine versuchen ihre fressenden Mitstreiter durch Bekauen des Schwanzes zu vertreiben. Liegt ein Problem mit Schwanzbeißen vor, können möglicherweise speziell darauf ausgerichtete Futter (zum Beispiel mit erhöhtem Magnesiumgehalt) eine Lösung darstellen. 3. Wasserversorgung: Schweine sollten rund um die Uhr Zugang zu frischem, sauberem Wasser haben. Die Wasserversorgung ist insbesondere um den Absetzzeitpunkt sehr wichtig, damit der „Flankenbeiß-Effekt“ verhindert wird. Beispielsweise trinkt ein Aufzuchtferkel mit 15 kg Körpergewicht 1.5 Liter Wasser täglich. Zudem ist auch die Wassertemperatur wichtig, da zu kaltes Wasser zu vermindertem Konsum und Unwohlsein führen kann. Auch die richtige Durchflussrate ist zu beachten, bei zu geringem / zu hohem Durchfluss wird zu wenig Wasser aufgenommen. 4. Belegungsdichte: Die Vorgaben der Tierschutzverordnung sind als Minimum anzusehen. Jüngere Tiere haben oft einen wesentlich größeren Spieltrieb und Bewegungsdrang und benötigen dementsprechend mehr Platz. Bei vorhandenen Problemen kann eine geringere Belegung der Buchten eine Verbesserung bringen. Gerade der Aspekt der Überbelegung wirkt sich negativ auf das Sozialverhalten der Tiere aus. Was die Gruppengröße betrifft, so bieten Großgruppen © COPYRIGHT DEUTSCHE VILOMIX TIERERNÄHRUNG GMBH www.vilomix.de Telefon: 0 54 93 / 98 7 00 Telefax: 0 54 93 / 98 7 90 SEITE 3 VON 7 E-Mail: info@vilomix.de
