Business & Kapital Sina Wiesegart Private Bankerin Von Beton, Papier und Liquidität Anlagestrategien für Firmenkunden Bei Firmenkunden ist die »Überschussliquidität« immer wieder ein interessantes Thema. Wie sinnvoll ist es, sogenanntes Betongold zu sammeln? Und was sind die Alternativen? Wir befragten unsere Private-Banking-Berater Sina Wiesegart (SW), Thomas Beck (TB) und Lotte Schlaikjer-Petersen (LSP). Was ist mit Überschussliquidität genau gemeint? TB: In Unternehmen spricht man von Überschussliquidität, wenn der Bodensatz der flüssigen Mittel – also der Puffer – nicht genutzt wird. SW: Man könnte auch sagen, dass es Liquidität ist, die im Unternehmen nicht benötigt wird. Warum kann das zum Problem werden? SW: Die Zeiten, in denen Anleger 5 % Zinsen auf ihr Tagesgeld bekommen, sind vorbei. Es ist unmöglich, risikofrei Erträge zu erwirtschaften. LSP: Bei den derzeitigen Niedrig- oder gar Negativzinsen kommt es zum Kaufkraftverlust. So entstehen durch Negativzins und »wahre Inflation« Kosten für das Unternehmen. Warum ist es nicht zwangsläufig sinnvoll, in das allseits beliebte Betongold zu investieren? TB: In erster Linie: weil es so unflexibel ist. Außerdem sind die Anschaffungskosten hoch. Das Angebot ist begrenzt, der Preis entsprechend teuer und der Verwaltungsaufwand groß. SW: Bei Immobilien ist auch das Klumpenrisiko hoch. Die Gelder sind langfristig gebunden. Sollte man kurzfristig Liquidität benötigen, kann man nicht mal eben ein paar Ziegelsteine verkaufen. Was empfehlen Sie stattdessen Unternehmern, die ihre Überschussliquidität weiterhin zinsbringend anlegen wollen? SW: Das kommt ganz auf die persönlichen Ziele und Wünsche des Unternehmers an, aber um Aktien wird man nicht herumkommen. TB: Es gibt eine Vielzahl an verschiedenen Anlagestrategien – auch konservative mit großer Streuung und Stabilität. Thomas Beck Private Banker Lotte Schlaikjer-Petersen Private Bankerin 10 Was ist mein Geld wert? Die wahrgenommene Inflation Die offizielle Inflationsrate liegt derzeit bei etwa 2,2 %, doch man wird das Gefühl nicht los, dass sie tatsächlich höher ist. Und beides ist richtig. Denn der fiktive Warenkorb, der als Grundlage für die Berechnung dient, entspricht mit großer Wahrscheinlichkeit nicht Ihrem persönlichen oder dem Ihres Unternehmens. Heißt konkret: Die Produkte oder Vermögenswerte, die für Sie relevant sind, unterliegen oft einer deutlich höheren Preissteigerung als der vom Statistischen Bundesamt definierten.
Download PDF fil